Studienfahrt des Behindertenbeirates am 29. Juli 2015 nach Bamberg
Dank der Organisation von Herrn Mielke, Frau Hoppe und Frau Orf konnte in diesem Jahr eine Fahrt von uns Ansbachern zum Behindertenbeirat der Stadt Bamberg stattfinden. Wir machten uns am Mittwoch, den 29. Juli mit einem neuen, behindertengerechten Omnibus der Firma Püttner auf den Weg nach Bamberg und sind dort gegen 10.30 Uhr eingetroffen. Im Tourismuszentrum wurden wir von Frau Orf, der Behindertenbeauftragten der Stadt Bamberg, und dem Behindertenbeirat erwartet und in einem Seminarraum großzügig bewirtet. Der schöne Raum und die induktive Höranlage waren schon beeindruckend und das Informationsmaterial, so den Stadtführer für Menschen mit Behinderung, mit 15 Flyern, einen Flyer über die Behindertenbeauftragte und ihre Arbeit,- einen Flyer über die Wohnberatungsstelle und einen vom Behindertenbeirat mit erarbeiteten Leitfaden für Bodenindikatoren, sehr eindrucksvoll.
Nach der Begrüßung durch Frau Orf stellten sich die einzelnen Personen vor. Frau Orf berichtete über ihre Arbeit und ihren Einsatz als hauptamtliche Behindertenbeauftrage. Sie ist sehr engagiert und ein Ansprechpartner und Sprachrohr für die Belange der behinderten Menschen. Sie ist von der Stadt Bamberg angestellt. An ihrer Seite im Behindertenbeirat engagiert sich ein Architekt, der u.a. den Leitfaden für die Bodenindikatoren mit erarbeitet hat. Es gibt in Bamberg großzügige Spender wie den Rotary Club, der auch das Tastmodell mit finanziert hat. Der Behindertenbeirat besitzt auch behindertengerechte Toiletten, die er zu Veranstaltung zur Verfügung stellte, bisher in einem Container. Jetzt sind Toiletten fest integriert. Ein Bodenleitlinie bzw. Band und Bodenindikatoren sollen Blinden und anderen behinderten Menschen helfen sich in der Stadt besser zu Recht zu finden. Frau Orf berät auch in einer Wohnberatungsstelle über barrierefreie Wohnungen.
All diese Fragen wurden sehr gut beantwortet und die 15 Flyer über ein barrierefreies Bamberg stehen auch als pdf-Dateien im Internet zur Verfügung und können von jedermann heruntergeladen werden.
Tief beeindruckt bedankten wir uns und machten uns auf den Weg zum Mittagstisch im nahegelegenen Lokal Aposto. Wir haben gut gegessen und ich mich sehr gut mit meiner netten, blinden Nachbarin unterhalten. Ihre beiden Blindenbegleithunde haben sofort für einen Gesprächsstoff gesorgt.
Im Anschluss machten wir eine Stadtführung durch die sehr sehenswerte Stadt. Sie zählt seit 1993 auch zum UNESCO Welterbe. Wir besuchten das Schloss Geyerswörth, des ehem. Reichs-Ritter-Ordens. An der Brücke das Tastmodell der Stadt, gestiftet 2006 u.a. vom Rotary Club. Über der Brücke sehr sehenswert, das Alte Rathaus inmitten der Regnitz. Wir besuchten das Alte Rathaus und bewunderten die Fassade und konnten einen Blick auf das Klein Venedig werfen mit seinen Booten und Häusern des Fischerviertels. Wir gingen durch die historische Altstadtmit ihren Fachwerkfassaden, vorbei am Gasthaus Schlenkerla und an der St. Martins Kirche. An der Regnitz entlang konnten wir einen Blick auf den Michaelsberg und der imposanten Burg werfen. Wir trennten uns von unserem Stadtführer und machten uns auf den Weg zum Bus.
Wir verabschiedeten uns von Bamberg und fuhren mit dem Bus zum Schloss Seehof. Schoss Seehof war die Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Bamberg. Dort kehrten wir bei Kaffee und Kuchen ein und leider hatten wir wenig Zeit die gesamte Schloss-Anlage zu besichtigen. Wir machten uns vom Café auf, entlang der Allee, zum See. Konnten dort aber nur einen kurzen Blick auf die Skulpturen und Fontänen werfen, umrundeten das Schloss und machten einen kurzen Blick in den Innenhof. Der Weg führte uns durch die Citrus-Gärten mit ihrer Pracht an die Orangerie zurück und von dort zum Bus.
Nach einem ereignisreichen und schönen Tag machten wir uns auf die Heimreise.
(Heidi Appold)
Tastmodell St. Ludwig
Mit großer Freude können wir mitteilen, dass das erste Tastmodell eines Ansbacher Gebäudes nun seinen endgültigen Standort gefunden hat. Die katholische Ludwigskirche ist jetzt auch für blinde und sehbehinderte Menschen erleb- und erfassbar.
Herr Christian Pfeifer von der Kunstgießerei Pfeifer in Stadtallendorf, hat das Modell nach den Vorgaben des Beirates wunderbar gestaltet und in Bronze gegossen. Der Ansbach Steinmetz Reinhard Vogel bearbeitete dazu den Sockel aus fränkischem Quarzsandstein.
Das Modell ist nicht nur ein Beitrag zur Barrierefreiheit für blinde und sehbehinderte Menschen, sondern auch ein Kunstwerk, das auf dem Karlsplatz als Zugang zur Innenstadt, gut zur Geltung kommt. Auch Ansbacher Bürgerinnen und Bürger sowie Touristen werden davon profitieren.
Das Projekt „Tastmodell“ konnte der Beirat nur mit Hilfe von verschiedenen Spendern aus der Stadt Ansbach realisieren. Diesen sei auf diesem Wege nochmals ein großes Dankeschön ausgesprochen.
Aktion des Behindertenbeirates „Ansbach mit Behinderung erleben“ am 8.7.2015
Am 8.7.2015 fand auf Einladung des Behindertenbeirates zusammen mit einigen mutigen Stadträten und Angehörigen des Citymarketing ein Stadtrundgang der besonderen Art statt. Unter sachkundiger Anleitung konnten die Teilnehmenden erleben und selbst erfahren, wie es ist, sich in Ansbach mit dem Rollstuhl oder ohne Sehfähigkeit mit Blindenbrille und Taststock fortzubewegen.
Nach einer kurzen Einführung durch die Vorsitzende des Behindertenbeirates. Judith Hoppe, in den Räumen der AWO Ansbach, wurde in 4 Gruppen ein Stadtrundgang begonnen, in dessen Verlaufe die Teilnehmenden erfahren konnten, wo ihre Innenstadt bereits barrierefrei ist und wo noch Handlungsbedarf besteht.
Unterstützt und angeleitet wurden die Teilnehmenden durch die Mitglieder des Beirats für Menschen mit Behinderung. Aufgrund eigener Betroffenheit konnten diese ihre Erfahrungen mit den Gegebenheiten in der Stadt gut nachvollziehbar weitergeben. Erlebbar wurde wie schwierig es sein kann, schwere Türen im Rollstuhl sitzend zu öffnen; auf altem Kopfsteinpflaster nur mit Mühe und mit erheblicher Sturzgefahr voranzukommen oder eine öffentliche Behindertentoilette zu besuchen. Aus der Perspektive eines blinden Menschen konnte z.B. erlebt werden, wie wichtig es ist unterschiedliche Strukturen auf Gehwegen oder akustische Signale an Überwegen zu haben, um sich überhaupt orientieren zu können.
Nach ca. 1 Stunde erfolgte bei Kaffee und Kuchen eine gemeinsame Auswertung der Erfahrungen. Dabei wurde ausgetauscht, wie hilflos sich viele der Teilnehmenden in ihrer neu erlebten Perspektive fühlten, und wie lästig eine ungewollte Massage sein kann, der man permanent ausgesetzt ist, wenn man sich im Rollstuhl sitzend auf Kopfsteinpflaster fortbewegt. Es wurde einigen der Teilnehmenden aber auch deutlich, wo ihre Innenstadt noch nicht barrierefrei ist und Nachbesserungen dringend notwendig sind, z.B. bei der Ausgestaltung von Behindertenparkplätzen, Gehwegen und Behindertentoiletten, dem Anbringen notwendiger Rampen oder bei den Tonsignalen und Blindenleitsystemen an den Geh- und Überwegen.
Es wurde seitens einiger Stadträte gebeten, die vom Beirat für Menschen mit Behinderung im Vorfeld der Veranstaltung erstellte Übersichtskarte, mit noch nachbesserungswürdigen Objekten in der Innenstadt, mit Prioritäten zu versehen und dann den Stadträten wieder zukommen zu lassen. So könnten mögliche Verbesserungen gezielter angegangen werden.
Zum Ende der Aktion wurde unisono festgestellt, dass diese Veranstaltung wiederholt werden sollte. Sie hat bei den Teilnehmenden wesentlich dazu beigetragen, mehr Verständnis für Menschen mit Behinderung aber auch zum Thema „Barrierefreiheit“ zu erlangen.
(Uli Wittenbeck)